1. Januar 2023

Am ersten Januar unterwegs in den Voralpen auf einer Mehrseillänge? Ja, genau, das  machen wir. Dank den unglaublich milden Temperaturen sind wir unterwegs zur südlich ausgerichteten Schafbergwand. Vis-a-vis im Skigebiet Toggenburg sieht es für die Skifahrer nicht gut aus, wenige Schneeflecken zieren die Pisten. Hingegen sind die Kletterbedingungen top: der Fels ist bei unserer Ankunft schon aufgewärmt, wir klettern ohne Handschuhe und Jacke! Unsere geplante Route ist besetzt, wir weichen ohne bedauern auf den «Ungläubigen Michael» aus, steht diese Route doch auch auf unserer Todo-Liste. Die Beschreibung im Alpstein-Führer lautet: Vom ersten bis zum letzten Meter anhaltende Steilplattenkletterei, die nur in Länge 2 durch einen grössenabhängigen Aufschwung unterbrochen wird. Somit ist die Reihenfolge klar, der «Kleinere» von uns beiden startet (ich), und der «Grössere» ist für Länge 2 zuständig (Laddy). Die sieben Seillänge sind alle im 6b-6c Berreich und natürlich typisch Schafbergwand, vom ersten bis zum letzten Meter anspruchsvoll. Das Hirn ist gefordert um einen Weg durch die feinen Strukturen zu finden. Wir arbeiten uns in kleinen Schritten nach oben. Die Kletterei fordert ein gutes Balancegefühl, perfekte Stehtechnik und der Glauben, dass es schon geht. Dank der Rauheit des Felses halten erstaunlich kleine Tritte und Griffe. Schon nach kurzer Zeit sind wir alleine unterwegs. Die zwei Anderen Seilschaften machen einen vorzeitigen Rückzug und wir geniessen die Wand für uns. Leicht erschöpft erreichen wir das Top, was für eine geniale Route. Mit vier Abseilmanövern sind wir rasch am Boden zurück. Hungrig ab der fordernden Kletterei stärken wir uns am Wandfuss. Langsam sinkt die Sonne, zufrieden machen wir uns an den Abstieg, was für ein Jahresstart!

Blick von oben auf die erste Seillänge (6b+). Die Schlüsselstelle ist nach dem ersten Drittel: Der Tritt ist gefühlt neben der Hand, d.h. hoch antreten und Gewicht auf den Fuss schieben.

Die einzigen einfachen Meter sind der Schluss der zweiten Länge (6b).

Die dritte Seillänge (6b+) ist relativ steil für die nur angedeuteten Griffe und Tritte.

Die vierte Seillänge (6b+) bietet am Schluss nochmals eine tricky Stelle.

Etwa so sieht der Durchschnittsgriff der Route aus. Dellen, die dank der Rauheit des Felses halten.

Langsam gewinnen wir an Höhe, hier das Ende der vierten Seillänge (wir haben die 4. SL in 2 aufgeteilt, aufgrund einer Standverwechslung).

Die Schlüsselseillänge (6., Grad: 6c) macht einen Rechtsbogen und endet in scharfer Wasserrillenkletterei.

Die letzte Seillänge (nr. 7, 6b+) ist gefühlt endlos lang (40m) und besticht durch spannende Kletterei bis zum letzten Meter.

Rauf geht es in dieser Route nur langsam, dafür ist das Abseilen dank der «glatten» Wand blitzschnell.