11. April 2023

Einmal mehr zwingt der regnerische Norden uns ins sonnige Tessin. Von der Haltestelle «Avegno, Grotti» gehen wir nur einige Schritte, bis der Zustiegsweg zur mächtigen Felswand «Avegno, Scaladri» beginnt. Hier machen wir unser Depot, planen wir doch via Zustiegsweg zurück zu kommen. Der Weg führt schnell zur Wand, via gut ausgerüsteten Ketten sind wir schon bald am Einstieg unserer Route «Taroc». Diese wurde vor wenigen Jahren saniert und gilt nun als «herausgeputzt» und «plaisirmässig» eingebohrt. Wir sind gespannt, wird die Route doch als «attraktiv, mit logischer Linie und perfektem Fels» angepriesen. Tatsächlich, wir sind begeistert. Die Wand besticht durch rauhen und gut strukturierten Fels. Dank der Plaisir-Absicherung ist ein entspanntes Vorsteigen möglich und man kann sich ganz dem Klettern widmen. Die Route «Taroc» bietet alles: von technischer Wandkletterei, Reibungsplatten, powerigen Steilaufschwüngen, kniffligen Boulderstellen, Rissen und Verschneidungen ist alles vorhanden. Mehrheitlich ist die Wand geneigt, d.h. die Füsse sind deutlich mehr gefordert als die Unterarme. Aber ohne Fingerkraft kommt man definitiv auch nicht hoch! Die Temperaturen sind perfekt, das Ambiente ist urban. Während sich im Tal die Maggia um das Industriegebiet von Avegno schlängelt, fliegt immer mal wieder ein Arbeits-Helikopter oder die Schweizer Luftwaffe vorbei. Uns störts nicht, zu schön ist die Kletterei! Nach 12 Seillängen gelangen wir auf das Ausstiegsband. Lunchen und Zehen strecken ist angesagt, danach geht es an den kurzweiligen Abstieg zurück nach Avegno. Die Natur ist in voller Frühlingspracht und schon bald geniessen wir den Apéro im Grotto. Danke für die super Kletterei!

Die erste Seillänge (5c) der Route «Taroc» beginnt plattig und bietet zum Abschluss einen kleinen Überhang.

Nach kniffliger Dellenkletterei in der zweiten Seillänge (6a), folgt griffige Genusskletterei in der 3. Seillänge (Foto, 5c).

Nachdem in der 4. Seillänge (6b+) eine anspruchsvolle Boulderstelle zu lösen war, braucht es für das Steilwändchen in der 5. Seillänge volle Maximalkraft. Auf dem Foto der Ausstieg der 5. SL (6b+)

Komplett andere Fähigkeiten sind gefragt in der 6.SL (6a+): Reibungskletterei auf kleinsten Strukturen.

Abwechslung in der 7.SL (6b+): Zuerst ein Steilwändchen, welches gehörig die Unterarme fordert, danach eine Reibungsstelle und zuletzt ein schöner Riss zum Stand.

Ein bisschen Durchatmen in der 8. SL (5b), aber immer noch herrlicher Fels.

Vis-a-vis befindet sich das Klettergebiet Avegno-Torbeccio. Die Maggia schlängelt sich durch das Tal.

Lässige Piaz-Stelle in der 9. SL (5c).

Nochmals richtig knifflig präsentiert sich die plattige Schlüsselstelle zu Beginn in der 10. SL (6a). Danch folgt coole technische Kletterei.

Herrlicher Fels in der Verschneidung der 11. SL (6b). Die Schlüsselstelle bietet kleinstgriffige Wandkletterei.

Auch die letzte Seillänge bietet viel Abwechslung, unter anderem ein Riss als Ausstieg.

Herrliche Blütenpracht im Abstieg. Im Hintergrund der Monte Garzo mit der bekannten Route «Alhambra».